Die Einsatzzeit der
Gothawagen variiert in den verschiedenen Betrieben nicht sehr stark.
Fast alle Betriebe der DDR bekamen in den ersten drei Jahren der
Produktion des T57 entsprechende Fahrzeuge geliefert, wenn auch
teilweise zunächst nur in sehr kleinen Stückzahlen. Neben den
stillgelegten Betrieben Klingenthal und Stralsund fallen Magdeburg und
Chemnitz (zeitweilig Karl-Marx-Stadt) auf. Hier waren die Gothawagen
nur
18 bzw. 19 Jahre im Einsatz. In Chemnitz wären es sogar nur 15
Jahre
gewesen, hätte man nicht für die letzte schmalspurige Linie
1984
noch gebrauchte Beiwagen beschafft. Hier fand die Ablösung jeweils
durch
Großraumwagen T4D bzw. T3D von den tschechischen Tatra-Werken
statt.
Kurios ist der Einsatz in Schöneiche. Hier lief von 1980 bis 1984
ein Gotha-Triebwagen ex Halle, der im Tausch gegen zwei Rekowagen nach
Frankfurt/Oder weitergereicht wurde. Erst 1989 kamen wieder Gothawagen
nach Schöneiche, diesmal aus Görlitz, später auch aus
Zwickau.
Bei den meisten Betrieben endete der Einsatz der Gothawagen nach etwa
30 Jahren Ende der 1980er oder Anfang der 1990er Jahre. Die
Ablösung erfolgte, je nach Betrieb, durch die Tatra-Wagen der
Typen KT4D oder T6A2 mit Beiwagen B6A2. Die politische Wende 1989/1990
und das Angebot an Gebrauchtwagen aus den alten Bundesländern
spielte bei der Ablösung der Gothawagen nur eine kleine Rolle.
Bestenfalls in Dessau, Halberstadt, und Nordhausen, vielleicht auch in
Gotha, hätten sich die Gothawagen möglicherweise länger
gehalten, waren hier doch keine oder nur wenige KT4D im Einsatz.
Die wenigen Städte, in denen die Gothawagen länger als 1995
im Einsatz waren, hatten ihre eigenen Bedingungen. In Rostock wurde die
Beschaffung von T6A2 gestoppt. Bis zur Entscheidung für
Niederflurwagen und deren Auslieferung verging eine gewisse Zeit. In
Brandenburg hat
man sich Zeit gelassen mit der Ausmusterung der erst kurz vor der Wende
gebraucht übernommenen Gothawagen, bis ein Weg zur Erweiterung der
KT4D mit Niederflur-Mittelteilen gefunden war. Auch führte hier
die reduzierte Nachfrage zu kürzeren Zügen und dünnerem
Takt mit weniger Wagenbedarf. Jena schließlich hatte zu
DDR-Zeiten
keine Neubaufahrzeuge erhalten. Hier kam der direkte Übergang zu
Niederflurwagen, deren Auslieferung sich, auch aus finanziellen
Gründen,
bis 2003 hinzog. Durchaus erhältliche Gebrauchtfahrzeuge, egal
welchen
Typs, wollte man hier nicht erwerben.
Naumburg (Saale) und Woltersdorf bei Berlin sind heute, 2008, die
einzigen Straßenbahnbetriebe in Deutschland, in denen noch
Gothawagen "echte" Fahrgäste befördern. Der Betrieb in Bad
Schandau hat eher touristischen Charakter.
Im Ausland kann man Gothawagen in der Ukraine, in Rumänien und in
der Türkei finden. In Jewpatoria (Ukraine) laufen noch einige
Züge, darunter zwei Triebwagen ex Zwickau. Hier sind wohl auch
die ältesten im Einsatz befindlichen Gothawagen der Welt zu
finden.
Auch ist Jewpatoria der Betrieb mit der weltweit längsten
Einsatzzeit.
Schon seit 1957, also 47 Jahre, laufen hier Gothawagen.
In Molotschnoje (Ukraine) am Schwarzen Meer pendeln in der Sommersaison
zwei Wagen von einem Erholungsheim zum Strand. In Arad in Rumänien
laufen wenige Züge ex Zwickau und Ploiesti (Rumänien) hat
zwei Arbeitswagen aus Potsdam. In Istanbul (Türkei) gibt es seit
2003 die Touristenstraßenbahn Kadiköy-Moda auf der
asiatischen Seite, die zwei Gothawagen ex Jena und ex Schöneiche
einsetzt.
Der älteste in Deutschland noch im Einsatz befindliche Gothawagen
ist Wagen 1 der Kirnitzschtalbahn in Bad Schandau. 1957 wurde er als
Nummer 61 nach Plauen geliefert. Seit 1992 ist er in Bad
Schandau.
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