Charakteristisch für den Einsatz der Gothawagen bei der Rostocker
Straßenbahn war die geringe Anzahl zweiachsiger Triebwagen bei einer
relativ großen Anzahl Gelenkwagen G4-61 und G4-65.
1958 erhielt Rostock seine ersten zwei Gothawagen, Triebwagen des Typs
T57. Um universell kuppelbar zu sein, hatten sie zunächst Albertkupplungen
anstelle der üblichen ESW-Kupplung.
Schon im Herbst 1961 erhielt Rostock die ersten drei Gelenkwagen G4-61.
Ab Januar 1962 waren sie im Linieneinsatz. In den Jahren 1963, 1964 und
1966 wurden achtzehn weitere G4-61 und G4-65 ausgeliefert. 1966 folgte noch
ungewöhnlicherweise ein Drei-Wagen-Zug T2-62 und B2-62.
Ab 1967 gab es auch in Rostock Beiwagen-Betrieb mit Gotha-Gelenkwagen.
Hierfür wurden die Gelenkwagen und einige LOWA-Beiwagen mit der ESW-Kupplung
ausgerüstet. Erst mit der Ablieferung weiterer Gotha-Beiwagen in den
Jahren 1967 und 1969 kam es auch zu reinen Gotha-Gelenkzügen. Später
wurden die Gelenkwagen auch mit Reko-Beiwagen behängt.
1972 ging der Gelenk-Tw 8 bei einem Depotbrand verloren. Er wurde durch
einen Potsdamer Gelenkwagen ersetzt, der die gleiche Nummer erhielt.
Ab 1974 verstärkten Gebrauchtfahrzeuge den Rostocker Wagenpark.
Zunächst konnten 1974/1975 sieben T2-62 und 14 B2-62 aus Chemnitz (damals
Karl-Marx-Stadt) übernommen werden. 1977 folgten zwei zu Einrichtern
umgebaute T57 und vier B57 aus Magdeburg.
Weitere "neue" Wagen kamen ab 1983 aus Leipzig. Fünfzehn Gelenkwagen
und 27 Beiwagen trafen bis 1986 ein, darunter auch Rostocks einziger B2-61.
Im Gegenzug wurden nur wenige LOWA-Beiwagen ausgemustert. Diese massive
Erhöhung des Fahrzeugbestandes erfolgte schon im Hinblick auf den Bau
neuer Strecken in das Neubaugebiet Dierkow, die ab 1987 in Betrieb gingen.
Als letzten Zugang waren 1987 und 1988 zwei Triebwagen und sechs Beiwagen
aus Schwerin zu verzeichnen. Damit erreichte der Bestand an Gothawagen den
Höchststand von 14 zweiachsigen Triebwagen, 35 Gelenkwagen und 63
Beiwagen. Ein Gelenkwagen mußte schon 1982 ausgemustert werden.
Schon ab 1989 ging der Bestand an Gothawagen wieder zurück. Die
Auslieferung der Ablösung in Form von 24 Triebwagen Tatra T6A2 und
6 passenden Beiwagen B6A2 begann im Dezember 1989 und zog sich bis zum Sommer
1991 hin.
Aufgrund der politischen Veränderungen kam es nicht zur Anlieferung
weiterer Straßenbahnwagen der Tatra-Werke, was die Einsatzzeit der
Gothawagen verlängerte. Nach Probefahrten mit einem Kasseler Niederflurwagen
im Jahr 1991 beschloß man die Anschaffung ähnlicher Wagen der
Düwag. Ab 1994 kamen diese zur Auslieferung. Noch in dem Jahr mußten
die zweiachsigen Gotha-Triebwagen den Dienst quittieren, die Gelenkwagen
hielten noch bis zum 28. April 1996 durch.
Der Gelenkwagen 1 bleibt als mustergültig restaurierter Museumswagen
in Rostock erhalten. Für Sonderfahrten hat man hier die Anzahl der
Sitzplätze allerdings erhöht. Der Triebwagen 755 steht heute im
schwedischen Freilichtmuseum "Mannaminne" in Nordingra, etwa 400 km nördlich
von Stockholm, der Beiwagen 924 läuft im dänischen Straßenbahnmuseum
in Skjoldenäsholm. Triebwagen 788 wurde von privat erworben. Beiwagen
946 wurde von einer Privatperson erworben, drei Jahre in Leipzig in der Hauptwerkstatt
abgestellt und schließlich nach Chemnitz als Museums-Beiwagen abgegeben.
Der Verkauf eines Gelenkwagens mit Beiwagen an einen Privatmann kam nicht
zustande. Fünf Gelenktriebwagen und drei Gotha-Beiwagen gingen an das
Eisenbahn- und Technikmuseum in Prora auf Rügen. Der Triebwagen 725
soll dort noch vorhanden sein, ansonsten wurden die Fahrzeuge bis 1999 zerlegt.
Der Zug aus Gelenktriebwagen 721 und Beiwagen 933 schließlich wurde
an das Straßenbahnmuseum in Schwerte/Ruhr verkauft. Auf dem Transport
kam es für ein Wochenende zum Einsatz auf der Straßenbahnstrecke
der Museumsbahn am Schönberger Strand. Nach der Auflösung des Schwerter
Museums wurde der Rostocker Zug 2003 verschrottet. Bei der Hafenfeuerwehr
steht Tw 713, besser gesagt, die Überreste dieses Wagens, als Übungsobjekt.
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